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Soziale Vielfalt: Von der Bedrohung zur Bereicherung

24. April 2023

Im Jahr 2019, während der Regierungszeit des polarisierenden US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, untersuchten drei Wissenschaftler, wie Menschen auf zunehmende soziale Vielfalt reagieren. Sie werteten dazu Daten aus unterschiedlichen Umfragen aus, die über mehr als zwei Jahrzehnte erhoben wurden. Ihr Wunsch war es, eine positive Schlussfolgerung aus ihren Forschungen zu ziehen. Sie wurden nicht enttäuscht.

Warum wird soziale Vielfalt (zunächst) als Bedrohung empfunden?

Kennst du das Gefühl, wenn du in eine neue Gruppe kommst und dich erstmal unsicher fühlst? Das ist ganz normal und hat oft damit zu tun, dass die soziale Vielfalt in der Gruppe als Bedrohung empfunden wird. Das liegt daran, dass wir Menschen dazu neigen, uns mit Menschen zu umgeben, die ähnlich sind wie wir. Das gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wenn wir jedoch auf Menschen treffen, die anders sind als wir, kann das erstmal ungewohnt und unsicher sein. Wir haben Angst vor dem Unbekannten und fürchten, dass unsere eigenen Werte und Überzeugungen in Frage gestellt werden könnten. Doch wenn wir uns auf die soziale Vielfalt einlassen, merken wir in der Regel schnell, dass sie uns bereichert. Wir lernen neue Perspektiven kennen, erweitern unseren Horizont und können uns persönlich weiterentwickeln. Es lohnt sich also, sich der sozialen Vielfalt zu öffnen und sie als Chance zu sehen, anstatt als Bedrohung.

Rassistische Tendenzen in Trumps Amerika

Während Trumps Regierungszeit schien die Stimmung im Land zu kippen. In der Salatschüssel der Kulturen sah man sich zunehmend bedroht durch die kulturellen und religiösen Unterschiede zwischen den Staatsbürger*innen. Aus Sorge angesichts der rassistischen Tendenzen in der US-Bevölkerung entschlossen sich die Wissenschaftler, mit ihrer Studie genauer hinzuschauen. Sie gaben sich nicht mit kurzfristigen Beobachtungen zufrieden, sondern wollten die langfristigen Auswirkungen sozialer Vielfalt erforschen. Während bestehende Studien andeuteten, dass Menschen einer Gruppe sich durch neue, fremde Einflüsse bedroht fühlten, war nicht geklärt, ob sich Menschen über die Jahre an die Vielfalt gewöhnen können. Die Ausgangsfrage der Studie lautete folglich: Sind Menschen in der Lage, sich im beispiellosen Wandel unserer Zeit der sozialen Vielfalt anzupassen?

Vielfalt als Chance

In psychologischen Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass das menschliche Gehirn dazu neigt, die „eigene“ Gruppe zu schützen. Das rührt daher, dass das eigene Überleben abhängig war von der Kooperation mit den Gruppenmitgliedern. Dazu mussten Gefahren, die von Personen außerhalb der Gruppe ausgingen, abgewendet werden. Gegenüber Unbekannten, die nicht zur eigenen Gruppe gehörten, war man also erst einmal vorsichtig. Aus diesem Grund löste das Zusammentreffen mit Mitgliedern einer anderen Gruppe höheren Stress und Angst aus, was auch zu Abwehrreaktionen führen konnte.

Dennoch ist es unbestritten, dass Menschen seit jeher ihre Zusammenarbeit auch auf andere Gruppen ausweiten. Denn der Kontakt mit „Fremden“ kann sich lohnen: er bringt beispielsweise genetische Vielfalt durch gruppenübergreifende Paarung, Wissensaustausch und Zugang zu neuen Ressourcen mit sich.

Soziale Vielfalt nutzt auf lange Sicht

Menschen tragen also beide Tendenzen in sich: Zunächst will man die eigene Gruppe schützen, nach einiger Zeit jedoch steigt das Interesse an der anderen Gruppe und es kommt zur Durchmischung. Ihre Hypothese, dass Menschen nach einiger Zeit ihr abwehrendes Verhalten ablegen und Interesse an ihren „fremden“ Mitmenschen zeigen, wollten die Wissenschaftler mit Studien untermauern. Zu diesem Zweck haben sie Datensätze aus 22 Jahren analysiert (und zwar die öffentlich zugänglichen psychologischen, soziologischen und demographischen Studien der „World Values Survey“, der „European Social Survey“ und des „Latino Barometer“). Diese drei Datensätze umfassten insgesamt über 338.000 Befragungen, die in 100 Ländern weltweit durchgeführt wurden. Dabei ging es in erster Linie um religiöse Vielfalt und wie sich diese auf die individuell wahrgenommene Lebensqualität auswirkt.

Tatsächlich reagierten die Versuchspersonen zunächst negativ auf Veränderungen der religiösen Vielfalt. Sie sahen ihre Lebensqualität bedroht. Diese kehrte jedoch im Laufe der Zeit auf das ursprüngliche Niveau zurück, als die Probanden begannen, die Vorteile der Vielfalt wahrzunehmen. Als Ursache hierfür machten die Wissenschaftler einen Vertrauensverlust aus, der mit der wachsenden religiösen Vielfalt in einem Land einhergeht. Nach acht bis vier Jahren jedoch, in denen sich die Menschen unterschiedlicher Herkunft immer mehr austauschen und kennenlernen, wächst auch das Vertrauen in die neuen Mitmenschen. Die negativen Effekte, die durch die anfänglichen Berührungsängste ausgelöst wurden, konnten langfristig also komplett aufgehoben werden.

Fazit der Studie

So kann aus der anfänglichen Bedrohung durch die soziale Vielfalt eine echte Bereicherung für unser Leben und unsere Gesellschaft werden.

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